Roman Seelenbrandt Shortstory


Das Ende einer Fernbeziehung

Teil 4


Plötzlich reißt sie die Augen auf, als wäre ihr Atem und Herz stehen geblieben, erschrocken saß sie mit kleinen Augen in ihrem Intercity Express dessen Bremsen schon zum Halt im Hannover Hauptbahnhof Quitschen. Fast paralysiert ohne wirkliche Besinnung über ihren Köper, steigt sie aus dem Zug aus, von da an läuft alles wie ein programmierter Mensch mit Angst vor der Erkenntnis. Ohne definierbares Gefühl. Sie ging benommen zum Taxistand, stieg in das Taxi ein und bat den Fahrer zu ihrer besagten Adresse zu fahren. Immer noch war sie versunken in alle ihren Gedanken um Dennis, diese Gedanken blieben aber nicht haften, sondern wechselten schnell die Szenerie. So was nennt man glaube ich Gedanken abriss, sie denkt an so vielerlei Dinge, jedoch nicht intensiv über einen nach, sondern über hunderte in ganz schneller Abfolge. Auch dem Gespräch mit dem Taxifahrer konnte sie nicht folgen, der redete und redete in einem Schwall auf sie ein, doch sie bekam nicht mal wirklich mit, das sie nur den Kopf nickte bei jeder seiner Ausführungen. Insgesamt würde die Fahrt vom Hauptbahnhof, bis zu Dennis seine Wohnung höchstens 20 Minuten dauern. 20 Minuten in einer Achterbahn der Gefühle, zwischen hoffen und bangen ist schon ziemlich extrem. Starr richtete sie ihren Blick aus dem Fenster im Auto, mal durch die Frontscheibe, mal durch die ihrer Tür, doch so wirklich bewusst ist ihr die ganze Fahrt lang über gar nichts.

Sie bekam nicht mal mit, dass das Taxi bereits zum stehen gekommen ist und der Fahrer 22 Euro 50 verlangt hatte. Er wiederholte sich und sagte, das macht 22 Euro 50. Vanessa entschuldigte sich und bezahlte dann die von ihm verlangte Summe. Sie bat ihn auch 20 Minuten hier zu warten, sie würde ihm Bescheid geben, wenn er wieder fahren könne. Daraufhin meinte der Fahrer dann geben sie mir bitte ihren Namen, denn wenn ich Fahrgäste abweisen muss, kostet das eine weitere Kleinigkeit. Vanessa nannte ihren Namen, ohne das ihr klar war den Namen von Dennis nennen zu müssen, denn ihr Namensschild würde ja nicht in dem Mehrfamilienhaus hängen. Ihr war nicht klar das sie den Taxifahrer in diesem Moment belog oder betrog. Sie stieg aus dem Taxi, sah die verschlossene Haustür des Mehrfamilienhauses und das gelöschte Licht von Dennis seiner Appartement Wohnung. Also klingelte sie bei einer von beiden bekannten Nachbarin Frau Dehne, denn sie sah Licht bei ihr brennen. Sie entschuldigte sich bei ihr für die späte Störung, fragte nach Dennis, aber auch sie meint das sie seid bald 2 Wochen nichts mehr von ihm gehört oder gesehen hat.

Auch seine Garage war die ganze Zeit über geschlossen, denn wenn er unterwegs war, blieb die Garage meisten offen stehen. Vanessa bedankte sich bei ihr, wünschte ihr noch einen schönen Abend und rief sich den Fahrstuhl herunter. Nachdem der Fahrstuhl oben im Appartement bei Dennis ankam, atmete Vanessa kurz aber tief durch. Sie klingelte nicht sofort, denn sie wollte erst mal nachprüfen, ob sie irgendwelche Geräusche wahrnehmen konnte. Falls er sich tatsächlich verleugnen ließ, würde er so denkt sie, wenn es klingelt, sich Muxmäuschen still verhalten. Sie blieb in absoluter Regungslosigkeit ungefähr zwei Minuten im dunkeln ohne,ohne einen Ton von sich zu geben, mit einem Ohr, an der Tür zu Dennis seiner Wohnung stehen. Doch sie vernahm keinen leisesten Klang. Also klingelte sie ein Erstes mal. Erregt fing ihr Herz an zu schlagen, ihr stieg die Hitze, in den Korpus. Denn es war sozusagen die Stunde der Wahrheit, würde Dennis vermisst und bei der Polizei gemeldet werden müssen, würde sie sterben. Es kamen keinerlei Laute aus Dennis seiner Wohnung. Sie wartete einen ganzen Moment lang, bevor sie ein Weiteres mal klingelte. Ihr wurde immer mulmiger.

Denn jetzt wird ihr mehr und mehr bewusst das Dennis anscheinend wirklich verschwunden ist. Nach einer ganzen Weile klingelte sie ein Zweites mal, wieder stieg ihr die Hitze in den Körper, ein beklemmendes Gefühl und Angst erregte ihr Herz ein weiteres mal. Doch es blieb dasselbe Schauspiel, aus Dennis seiner Wohnung war nichts zu hören. Ihr Herz fing an zu rennen, ihr war in diesem Augenblick der nächste Schritt nicht ganz klar, sie wusste nicht was sie tun soll. Sie vergaß alles um sich herum und fing an sich das erste mal ernsthafte Sorgen zu machen. Ein Gefühl welches sie bei Dennis seiner positiven Ausstrahlung in all den Jahren, auch in der letzten Woche nur im Allgemeinen aber nicht elementar verspürte. Ein völlig neues Feeling also, nach dem dritten Klingelzeichen, hörte sie auf, sie setzte sich auf die Treppe des Hausflures, das Licht ging aus, sie strich ihr langes Haar zurück, das durch den gesenkten Blick in ihr Gesicht fiel. Beinah verzweifelt, überlegt sie was sie tun könne. Doch ihr blieb anscheinend nur die Polizei. In all den rasenden Gedankenblitzen vergaß sie sogar den Taxifahrer, der vor der Tür kostenpflichtig wartete. Als ihr plötzlich dieser ominöse Schlüssel aus dem Nachtschrank von Dennis seiner Schlafseite in Vanessa ihrem Schlafzimmer.

Sie kramte ihn aus ihrer Handtasche, sie wollte wissen, ob der Schlüssel eventuell zu Dennis seiner Wohnungstür gehört. Sie stand wieder vor Dennis seiner Wohnungstür, wieder atmete sie kurz aber tief durch. Sie nahm den Schlüssel, schob ihn in die Eingangstür, atmete noch mal durch und fing an den Schlüssel umzudrehen. Das Schloss rastete aus dem Verschluss, es knackte, ihr war klar das dies der Schlüssel zu seiner Wohnung war. Sie überlegte kurz warum um Himmelswillen ließ er den Schlüssel in Vanessa ihrer Wohnung, erschrak als er ihn in seiner Kommode verstaute und vor allem warum sagte er ihr nichts davon. Ihr war das alles nicht mehr geheuer. Also öffnete sie nun hastig die Tür. Ein ziemlich abgestandener, fauliger, fast stechender Geruch stieg ihr in die Atemwege. Ihr war klar hier stimmt etwas nicht. Jedes Zimmer suchte sie ab, vom Flur Links eilte sie als erstes ins Schlafzimmer, dann rechts ins Badezimmer, überall machte sie schnell Licht an und eilte wieder raus, sie rief mehrmals seinen Namen: „Dennis, Dennis bist Du hier?“ Aber es kam keine Antwort. Sie war außer Atem, denn sie war voller Adrenalin in negativer Stresssituation. Als sie ins Wohnzimmer kam, erblickte sie Dennis, ziemlich entspannt sitzend in seinem Fernsehsessel, beide Arme auf der Lehne nach vorne ausgestreckt. Ein ziemlich dunkler eingetrockneter Fleck auf dem Laminat Boden machte sie panisch, obwohl ihr sofort klar war das er tot war. Denn seine beiden Arme waren regelrecht aufgeschlitzt, Hautfetzen hingen von der Elle und Speiche hinab, man konnte bis auf die Knochen blicken. Ein sehr grausames Bild für eine Frau, die den suizidalen Menschen sehr liebte. Sie schrie auf: „Warum, Dennis warum?“ Sank nahe dem Sessel zu Boden streckte ihren Arm nach Dennis seiner sehr zerrissenen Hand aus und war in einem paralytischen Zustand gefallen. Das Ende einer Fernbeziehung war gekommen.